Seit der neuen Gesetzgebung ist es in Deutschland Erwachsenen erlaubt, Cannabis zu konsumieren. Doch welche gesundheitlichen Risiken sind mit dem Gebrauch verbunden?
Ist Cannabis der erste Schritt zu härteren Drogen?
Oft wird behauptet, dass der Konsum von Cannabis unweigerlich zu härteren Drogen führt. Doch wissenschaftliche Untersuchungen widersprechen dieser Annahme. Laut der Psychologin Anne Beck von der Health and Medical University Potsdam gibt es zwar vereinzelt Personen, die sowohl Cannabis als auch härtere Substanzen konsumieren, jedoch betrifft dies nur einen kleinen Teil der Konsumierenden. Statistisch gesehen probiert etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland irgendwann in ihrem Leben Cannabis aus, doch nur ein bis zwei Prozent greifen später zu Substanzen wie Ecstasy, Crack oder Heroin.
Alkohol oder Cannabis – was ist gefährlicher?
Sowohl Alkohol als auch Cannabis bergen gesundheitliche Risiken, jedoch unterscheiden sie sich in ihrer Wirkung. Alkohol kann zahlreiche Organe wie Leber, Gehirn, Bauchspeicheldrüse und Herz langfristig schädigen. Zudem erhöht er als Zellgift das Krebsrisiko und kann schnell eine körperliche und psychische Abhängigkeit auslösen. Cannabis hingegen beeinflusst vor allem das Gehirn, indem es Gedächtnis und Denkfähigkeit beeinträchtigt. Besonders gefährlich ist es für Menschen mit einer genetischen Veranlagung zu psychischen Erkrankungen. Körperliche Schäden durch Cannabis sind eher selten, abgesehen vom Rauchen eines Joints mit Tabak. Aus diesem Grund wird Alkohol von Fachleuten oft als die gefährlichere Substanz eingestuft.
Hat Cannabis bei jeder Person die gleiche Wirkung?
Die Wirkung von Cannabis variiert stark von Person zu Person. Während einige nach dem Konsum Euphorie erleben, kann es bei anderen zu Ängsten oder Paranoia kommen. Faktoren wie Konsumform (Rauchen, Verdampfen, orale Aufnahme), die Zusammensetzung des konsumierten Cannabis und persönliche Gegebenheiten wie Stimmung und Umgebung spielen eine große Rolle. Wer erstmals konsumiert, sollte dies in einer sicheren Umgebung tun und nicht allein sein.
Bedeutet täglicher Konsum automatisch Abhängigkeit?
Nicht unbedingt. Abhängigkeit wird nicht allein an der Häufigkeit des Konsums gemessen, sondern an Kriterien wie starkem Verlangen, Kontrollverlust oder negativen Auswirkungen auf das tägliche Leben. Wer beispielsweise feststellt, dass der Konsum den Alltag beeinträchtigt, soziale Aktivitäten ersetzt oder die Konzentrationsfähigkeit in Schule oder Beruf leidet, sollte sich mit den eigenen Konsummustern kritisch auseinandersetzen. Auch Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen oder Unruhe können auf eine Abhängigkeit hindeuten. Eine besondere Rolle spielt zudem der steigende THC-Gehalt in modernen Cannabissorten, der das Suchtpotenzial erhöht.
Ist das Einstiegsalter entscheidend?
Ja, besonders für junge Menschen ist Cannabis riskant. Das menschliche Gehirn entwickelt sich bis etwa Mitte 20 weiter, und die Inhaltsstoffe von Cannabis können diesen Prozess stören. Langfristiger Konsum in jungen Jahren kann sich negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken, etwa durch eine reduzierte Aufmerksamkeitsspanne oder ein nachlassendes Gedächtnis. Erste Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich einige dieser Effekte nach einem Konsumstopp teilweise wieder zurückbilden können. Wie das mit dem Cannabis Konsum im Alter ist könnt ihr hier nachlesen.
Kann Cannabis psychische Erkrankungen verursachen?
Ein direkter kausaler Zusammenhang ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig bewiesen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass regelmäßiger Konsum, insbesondere von THC-reichen Sorten, das Risiko für psychische Störungen wie Psychosen, Ängste und Depressionen erhöhen kann. Unklar bleibt, ob psychische Erkrankungen durch Cannabis verursacht oder ob Menschen mit bestehenden Problemen eher dazu neigen, Cannabis zu konsumieren. Fest steht jedoch, dass Konsumierende ein höheres Risiko für psychotische Störungen haben als Nicht-Konsumierende.
Führt die Legalisierung zu mehr Abhängigkeiten?
Bisherige Erfahrungen aus anderen Ländern deuten nicht darauf hin, dass eine Legalisierung automatisch zu einer Zunahme der Abhängigkeit führt. In Ländern mit strikter Drogenpolitik ist der Cannabiskonsum oft sogar höher als in Ländern mit liberaleren Gesetzen. Dennoch sind Fachleute sich einig, dass mit der neuen Gesetzeslage ein Ausbau von Beratungs- und Präventionsangeboten notwendig ist, insbesondere für junge Menschen, die ein höheres Risiko für problematischen Konsum haben.
Wichtige Begriffe rund um Cannabis
- Cannabis Sativa: Botanischer Name der Hanfpflanze, deren Blüten und Harz besonders viele Cannabinoide enthalten.
- Haschisch: Gepresstes Harz der weiblichen Cannabispflanze.
- Marihuana („Gras“): Getrocknete Blüten und Blätter der Pflanze.
- Cannabinoide: Die chemischen Hauptbestandteile von Cannabis, darunter THC (Tetrahydrocannabinol) mit berauschender Wirkung und CBD (Cannabidiol) mit potenziell entspannender und entzündungshemmender Wirkung.
Weitere verlässliche Informationen bieten unter anderem der Dachverband Deutscher Cannabis Social Clubs (csc-dachverband.de), die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (dhs.de) oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (drugcom.de).