18.2 C
Berlin
Freitag, März 21, 2025
spot_img

Cannabis in der Medizin

Cannabis kann seit 2017 in Deutschland als Medizinprodukt verschrieben werden. Cannabis ist eine die ältesten Kulturpflanzen der Welt, zugleich aber bis jetzt eine illegale Droge mit berauschender Wirkung. Woher kommt Cannabis?

Cannabis ist Jahrtausende alt

Im alten China wurden in Ausgrabungen im Westen-Chinas in Xiniiang Reste von Keimlingen und Früchten von der Stammpflanze von Cannabis gefunden, der Cannabis stavia. Dank der Radiokohlenstoffdatierung wurde herausgefunden, dass die Samen rund 2500 Jahre alt sein müssen.

Sie stammen vermutlich aus der Bronzezeit. Es gibt Überlieferungen, dass die weiblichen Blüten der Pflanze bereits rund 2700 Jahre vor Christus gegen verschiedene Krankheiten als Heilmittel eingesetzt wurden. Kaiser Shen-Nuung soll um das Jahr 2737 vor Christus Cannabis gegen Frauenleiden, Malaria, Rheuma, Verstopfung und Beriberi empfohlen haben.

Das geht aus seinem Werk „Piinyin Shen-Nuung ben Cao Jing“ zurück, was übersetzt heißt: „Des göttlichen Landmanns Buch von Wurzeln und Kräuter“. In diesem Werk wird die Cannabis-Pflanze genannt. Shen Nuung gilt als Entdecker der Cannabis-Tees. Die Anwendung soll aber noch weiter zurückgehen in China. In Ruinen in der Provinz Shaanxi wurden Reste von Textilien gefunden, die aus Hanf hergestellt waren. Neben den Chinesen war Cannabis auch in Indien bekannt. Rund 1400 Jahre vor Christus soll Cannabis wegen seiner rauschenden Wirkung geschätzt worden sein, da diese in kultischen Handlungen eine wichtige Rolle spielte.

In Veden, einer der wichtigsten Textsammlungen des Hinduismus, wird Cannabis (übersetzt Bhang) als eine von fünf heiligen Pflanzen erwähnt. Zugleich soll Cannabis böse Kräfte besiegen können, in dem man die Äste der Pflanze ins Feuer wirft.

Cannabis als Arzneimittel gegen Lepra

Als überliefert gilt, dass im Hinduismus Cannabis bereits als Arzneimittel verwendet wurde gegen Lepra, Fieber und Durchfall. Aber auch als Beruhigungsmittel und bei Schlafproblemen wurde Cannabis verwendet.

Der indische Arzt Sushruta soll im sechsten Jahrhundert vor Christus Cannabis als Aphrodisiakum, als Analgetikum und generell als Lebenselixier beworben haben. Bis heute findet Cannabis in Indien beim Yoga zur Unterstützung der Siddhis eingesetzt. Die traditionelle Hanfzubereitung wird bis heute in drei Bereiche eingeteilt. Bhang ist das, was am Ende übrigbleibt.

Der Abfall. Ganja ist das, was wir in der westlichen Welt als Marihuana verstehen und Charas ist der Harz, der durch Reibungen entsteht. Von Indien aus verbreitete sich Cannabis in Richtung Persien und ins Assyrische Reich, wo es als abschwellende Salbe eingesetzt wurde. Bei Impotenz, Arthritis, Nierensteinen und Depressionen wurde zu Cannabis als Heilmittel gegriffen.

Im Mittleren Osten verwendete man Cannabis in der Medizin, um Augenleiden zu lindern oder die Geburt eines Kindes zu erleichtern. Bei der Geburt atmete die Frau den Rauch ein. Durch die berauschende Wirkung wurde die Geburt erleichtert.

Nördlich des Schwarzen Meeres

Die Skythen waren ein Reiternomadenvolk, das ab dem 8. Jahrhundert nördlich des Schwarzen Meeres beheimatet war.

Der Geschichtsschreiber und Völkerkundler Herodot hat überliefert, dass Skythen bei Beerdigungen die Dämpfe von Cannabis inhalierten, um sich in eine Art Trance zu versetzen. Dadurch erhofften sie sich, die Seele des Verstorbenen ins Jenseits zu befördern.

Cannabis und Hanf im alten Rom

In Griechenland und Rom wurde nicht viel Cannabis konsumiert. Hippokrates von Kos galt als berühmtester Arzt des Altertums. In seinen Überlieferungen, die rund 500 Jahre vor Christus begannen, finden sich keine Hinweise auf Hanfsamen oder Cannabis.

Bereits im ersten Jahrhundert nach Christus berichteten seine Nachfolger über Wirkungen der Cannabissamen gegen Entzündungen, Würmer und Ohrenschmerzen. Galen erwähnte als einziger der Gelehrten in Griechenland und Rom auch die toxischen Wirkstoffe.

Cannabis im Mittelalter und der Neuzeit

Cannabis in der Medizin spielte zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert im Mittleren Osten eine zunehmend wichtigere Rolle. Vor allem, weil Alkohol im Islam verboten ist, wurde Cannabis konsumiert.

In der Medizin galt Cannabis als wirksames Mittel bei Augenkrankheiten, bei Epilepsie und weiteren neurologischen Problemen. Auch gegen Verdauungsbeschwerden und Ohrenschmerzen sollte Cannabis helfen. Cannabis als Medizin wurde erlaubt, als Rauschmittel jedoch mit Peitschenhieben bestraft.

Cannabis in Europa

Mönchen und Nonnen oblag es im Mittelalter, die Heilkunde auszuüben. Sie praktizierten in Klöstern. Eine dieser Klostermedizinerinnen war die Heilige Hildegard von Bingen, die als Universalgelehrte und Dichterin bekannt wurde.

In ihrer Schrift „Physica“, die ab 1150 entstanden ist, erwähnte sie Cannabis als verdauungsfördernde Pflanze, die auch Schmerzen stillen könne. Die Pflanze sei geeignet, um Wunden und Geschwüre zu behandeln oder Rheuma und Bronchitis zu behandeln.

Cannabis galt zu dieser Zeit bereits als Ersatz für Opium. Etwa ab dem 16. Jahrhundert findet sich Cannabis in etlichen Büchern über die Kräuterheilkunde. Auch Leonhart Fuchs, der bis heute als Vater der Botanik bekannt ist, befasste sich mit Cannabis.

In seinem Buch „De Historia Stirpium“ beschäftigt er sich mit der Kultivierung der Cannabis Sativa. Über Reisende und Forscher gelangte Cannabis aus dem Mittleren Osten und Indien zunehmend als getrocknete Pflanze nach Europa, um als Beruhigungsmittel eingesetzt zu werden.

Cannabis in der Medizin des 19. Jahrhunderts

Im 19. Jahrhundert galt Cannabis in Europa als Allheilmittel und damit als populäres Arzneimittel, das in den Apotheken als Extrakt frei verkäuflich war. Die Apotheken hatten eigene Rezepte für Tinkturen mit Cannabis oder stellten eigene Präparate her.

Zwischen 1850 und 1950 waren in Europa und auch in Amerika rund 100 unterschiedliche Cannabismedikamente in den Apotheken frei verkäuflich, denn Cannabis galt als Mittel gegen Volkskrankheiten wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Husten, Rheuma, Migräne und Neuralgien. Außerdem galt es als bekömmlicher als Opium. Bei Unruhe- oder Angstzuständen wurde ebenfalls Cannabis verabreicht.

Marihuana (Haschisch) wurde sogar eine antibakterielle Wirkung nachgesagt, weswegen es als antiseptisches Mittel Anklang fand. Aus Cannabis entstanden in dieser Zeit viele medizinische Produkte wie Öl, Salben und Kuren. Sogar gegen Hühneraugen sollte Hanfprodukte helfen. Die berauschende Wirkung war bekannt. Dennoch war Cannabis so beliebt, wie es heute gängige Kopfschmerztabletten sind.

Vor allem in Alkohol aufgelöst als Tinkturen fand Cannabis großen Anklang, später kamen Pillen dazu. Die blühenden Zweigspitzen des Hanfs wurden gegen Tuberkulose eingesetzt, für Kinder wurde ein Extrakt als Schlafmittel angeboten und für Erwachsene ein Elixier zur allgemeinen Erheiterung. In Amerika wurde Cannabis als Fertigarzneimittel unter dem Namen „Bromidia“ sehr erfolgreich.

Dabei handelte es sich um eine Tinktur aus Bilsenkrautextrakt und Cannabisextrakt.

Cannabis im Krieg und als Rauchware

In den beiden Weltkriegen wurde mit Cannabis das Durchhaltevermögen der Soldaten gesteigert, aber auch dafür, sie ihre traumatischen Kriegserlebnisse vergessen zu lassen. Während Tabak sehr teuer war, war das Rauchen von Hanf bereits ab dem 19. Jahrhundert sehr verbreitet unter den Namen Kraut (Hanf), Knaster und Orient.

Weil Tabak aber zunehmend erschwinglicher wurde, verlor Hanf im Laufe der Zeit als Rauchware an Bedeutung und wurde vor allem von denjenigen geraucht, die sich den teuren Tabak nicht leisten konnte. Dafür soll Cannabis sich in der Oberschicht zunehmend ausgebreitet haben.

Cannabis in der Medizin erlebt sein Comeback

Seit 2017 kann Cannabis als Medikament verschrieben werden, weil die beiden Wirkstoffe CBD und THC als schmerzlindernd gelten. Jahrzehnte zuvor wurden Cannabis-Medikamente vor allem bei Spastikern und Menschen mit Multiple Sklerose angewandt.

Im Jahr 2017 wurde das Gesetz „Cannabis als Medizin“ erlassen, das Ärzten mehr Freiheiten in der Verschreibung gibt. Die Blüte darf nur in Ausnahmefällen verschrieben werden, gängig sind Tropfen, Öl, Kapseln und Mundspray. Sie werden vor allem für Patienten verschrieben, deren normale Schmerzmedikamente nicht mehr wirken.

Aber nicht bei allen Menschen wirken die Cannabinoide wie gewünscht. Besonders erfolgreich soll Cannabis bei Schmerzen im Nervensystem sein, bei Multipler Sklerose sowie Tumorerkrankungen. Auch in der Palliativmedizin wird Cannabis eingesetzt. Man kann also von einem Comeback sprechen.

Cannabis und seine Wirkung

Heute weiß man mehr über die vielen Wirkstoffe als die Menschen vor 6000 Jahren. Rund 100 Wirkstoffe sollen in Cannabis enthalten sein, darunter Tetrahydrocannabinol, bekannt als THC, und Cannabidiol (CBD).

THC ist für die berauschende Wirkung und als Stimmungsaufheller bekannt, der zugleich Schmerzen lindern kann. CBD wirkt entzündungshemmend und lindert Krampfanfälle. Bei zu hoher Dosis kann Cannabis nach neusten Erkenntnissen das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen sowie Schwindel und Übelkeit hervorrufen.

Cannabis wird in der Medizin auch in der Zukunft eine Rolle spielen.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
Benjamin
Benjamin
Benjamin beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Cannabis in all seinen Facetten. Die aktuellen Entwicklungen zur Entkriminalisierung beobachtet er mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung. Dabei ist es ihm wichtig, das Thema aus einer neutralen Perspektive zu betrachten – ohne es zu verteufeln oder unkritisch gutzuheißen. Er strebt danach, einen allumfassenden Blick auf die verschiedenen Aspekte des Themas zu werfen und unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten.

Ähnliche Beiträge

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Übermässiger Cannabiskonsum kann zu Problemen führen. Wie sieht es bei Dir aus: Hast Du ein problematisches Konsumverhalten?

Teste Dein Konsumrisiko.

Neueste Beiträge

Vorsicht beim Konsum von Cannabis. Der Konsum kann bei Personen mit entsprechender Veranlagung das Risiko erhöhen, an einer Psychose zu erkranken - insbesondere bei häufigem Konsum und frühem Einstieg.

Informiere Dich hier zu Risiken von Cannabiskonsum