Wenn der Laie das Wort Cannabis hört, denkt er dabei wahrscheinlich einfach nur an eine Pflanze mit einem intensiven Geruch, die konsumiert wird, um einen Rauschzustand zu erzeugen. Heutzutage gibt es jedoch schon weit über tausend Cannabissorten, die sich durch verschiedene Merkmale voneinander unterscheiden.
Cannabis als Arzneimittel gegen Lepra
Alle Sorten weisen unterschiedliche Strukturen, Aromen, Anbaumerkmale und Wirkungen auf. Was sie allerdings alle gemeinsam haben, ist, dass sie zu einer der drei Familien des Cannabis gehören. Dabei wird zwischen Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis unterschieden. Als erste Sorte wurde im Jahr 1753 Cannabis Sativa von dem schwedischen Forscher Carl von Linné entdeckt.
Einige Jahre später, nämlich im Jahr 1785, klassifizierte der Biologe Jean Baptiste de Lamarck erstmals die Sorte Indica. Zu guter Letzt wurde die Sorte Ruderalis im Jahr 1926 vom russischen Botaniker Dmitrij Janischwesky gefunden.
Im diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über die Sorte Cannabis Indica.
Ursprung und Erscheinungsbild von Cannabis Indica
Indica wird oft als die zweitwichtigste Cannabissorte bezeichnet. Cannabis Sativa gilt hingegen als die Wichtigste. Übersetzt bedeutet Cannabis Indica nichts weiter als indischer Hanf. Dieser Name wurde der Pflanze deshalb verliehen, weil Lamarck, als er Pflanzen dieses Typs klassifizierte, Pflanzenproben aus Indien erhielt. Ihre Ursprünge führen angeblich in die Berge Indiens, Pakistans und Afghanistans zurück. Mittlerweile wird sie weltweit angebaut.
Durch ihre Ursprungsorte hat sie sich kalten und rauen Klimabedingungen angepasst, was dazu führte, dass sie eine kürzere Blütezeit entwickelt hat. Ihr Erscheinungsbild ist dunkelgrün, was an der hohen Menge Chlorophyll liegt, die sie beinhaltet. Manche Exemplare weisen sogar einen Farbton auf, den man als nahezu blau oder grün-schwärzlich bezeichnen könnte. Ihre Blätter sind daran zu erkennen, dass sie aus kurzen, weiten Fingern bestehen. Ihre Blüten machen sich dadurch aus, dass sie dichte Gruppen um die Nodien der weiblichen Pflanze formen.
Falls Sie nicht wissen, was Nodien sind: Das ist die gängige Bezeichnung der Stellen an Stielen und Zweigen, aus welchen die Blattpaare wachsen. Die Höhe, welche die Pflanze erreichen kann, liegt im Durchschnitt zwischen 1,2 bis 1,5 Meter.
Wachstums- und Blütephase
Die beiden Zyklen präsentieren sich in unterschiedlichen Reaktionen, mit welchen die Pflanze auf unterschiedlich lange Tageslängen reagiert. Diese werden im Fachjargon auch als Belichtungsperioden bezeichnet. Die Wachstumsphase ist gekennzeichnet durch lange Tage und kurze Nächte. In dieser Periode fokussiert die Pflanze ihre ganze Energie darauf, an Höhe und Statur dazuzugewinnen.
Die Blütephase setzt dann ein, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Ihre durchschnittliche Blütezeit liegt zwischen sechs bis acht Wochen. Wächst die Pflanze in der Natur, so keimen ihre Samen im Frühjahr. Mit der Bildung der Blüten beginnt die Pflanze, sobald die Tageslänge im Spätsommer 12 bis 14 Stunden unterschreitet. Während dieser Phase drosselt sie ihr Höhen- und Breitenwachstum oder beendet dieses vollständig. Nun beginnen die männlichen Blüten, Pollen zu verbreiten, welche die weiblichen Pflanzen empfangen und ihrerseits damit beginnen, Samen zu produzieren.
Möchte man Cannabispflanzen hauptsächlich wegen medizinischer Zwecke züchten, sollten die männlichen Pflanzen zu Beginn der Blütephase entfernt werden.
Medizin
Cannabis-Indica-Sorten werden von der Medizin für vielfältige Zwecke eingesetzt. Da die Wirkung dieser Pflanzensorte beruhigend und sedierend ist, wir sie unter anderem zur Behandlung von Parkinson, Muskelspasmen und Multipler Sklerose verwendet. Ausserdem kann sie als Alternativlösung in manchen Fällen statt Opiaten herangezogen werden. Als ein wahres Wundermittel hat sie sich ebenfalls im Einsatz zur Bekämpfung von Schlafstörungen herausgestellt.
Wirkung
Die bekanntesten Wirkungen, die man in diesem Zusammenhang auch als Nebenwirkungen bezeichnen könnte, haben körperliche Folgen, die zu roten Augen und Mundtrockenheit führen. Im Gegensatz zu Sativa-Sorten haben Indica-Sorten stärkere Auswirkungen auf den Körper als auf die Psyche. Falls Sie diese Sorte schon einmal konsumiert haben, wissen Sie, dass durch den Konsum gleichzeitig viele körperlichen Empfindungen intensiviert werden.
Alle Sinneseindrücke werden verstärkt, was beispielsweise dazu führt, dass die Geräuschkulisse in der Umgebung intensiver wahrgenommen wird und das Geschmacksempfinden verstärkt wird. Der in Stonerkreisen sogenannte „Fressflash,“ der einen gesteigerten Appetit und vor allem ein sehr starkes Verlangen nach süssen Speisen auslöst, ist ebenfalls eine Wirkung der Indica-Sorte. Neben all den körperlichen Effekten zeigt sie ihre Wirkung aber auch auf die Psyche bezogen. Starker und regelmässiger Konsum von Cannabis Indica kann Angststörungen und im schlimmsten Fall sogar Depressionen auslösen.
Northern Lights ist eine bekannte Cannabis Indica Sorte, die all diese Wirkungen in vollem Ausmass hervorruft, denn diese Sorte ist zu über 95 Prozent eine Indica-Sorte. Darüber hinaus ist diese spezielle Sorte sehr kräftig im Aroma und fruchtig im Geschmack – diese sind beides Eigenschaften, an denen sich eine Indica-Sorte identifizieren lässt.
Unterscheidungsmerkmale Indica und Sativa
- Der offensichtlichste Unterschied zwischen den beiden Sorten liegt in der Grösse der Pflanzen. Während Indica-Sorten, wie bereits erwähnt, eine maximale Höhe von 1,5 Metern erreichen, werden Sativa-Sorten durchschnittlich 3 bis 4 Meter hoch. In manchen Extrembeispielen können sie sogar bis zu einer Höhe von 7 Metern heranwachsen.
- Ein anderes äusseres Merkmal, in dem sich die Sorten unterscheiden, ist das Gewicht der Blüten. Im Regelfall sind die Indica-Blüten schwerer als vergleichbare Sativa-Blüten. Das liegt daran, dass sie um einiges dichter sind.
- Ein weiterer Unterschied ist die Blütedauer, die bei Sativa-Sorten zwischen 60 und 90 Tagen liegt und somit um einiges länger dauert als bei Indica-Sorten.
- Auch in der Wirkung unterscheiden sich die beiden Sorten stark voneinander. Vereinfacht gesagt, wirkt Sativa stimmungsaufhellender und versetzt eher in einen energiegeladenen Zustand, während hingegen Indica eher beruhigend und entspannungsfördernde Wirkungen nachgesagt werden. Der typische Lachanfall, den viele mit Cannabis assoziieren, ist auf eine Wirkung der Sativa-Pflanze zurückzuführen. Diese verschiedenen Wirkungen hängen mit dem differenten Cannabinoid-Gehalt der Pflanzen zusammen. Während Indica-Sorten einen hohen CBD- und niedrigeren THC-Gehalt aufweisen, ist bei Sativa-Sorten das Gegenteil der Regelfall.
Da sich die beiden Sorten aus einem genetischen Standpunkt her betrachtet, aber sehr ähnlich sind, können sie problemlos miteinander gekreuzt werden. Solche gekreuzten Züchtungen werden als Hybride bezeichnet. Eine seit vielen Jahren sehr populäre und weitverbreitete Hybridsorte ist das sogenannte White-Widow.
Erstmals auf dem Markt erschienen ist diese beliebte Sorte in den 1990er-Jahren. Die Nachfrage nach dieser Sorte hat bis heute nicht nachgelassen, womit sie immer noch als eine der beliebtesten Sorten für den Freizeitkonsum ist. Ihr THC-Gehalt beträgt für gewöhnlich zwischen 10 und 12 Prozent.
Cannabis im Krieg und als Rauchware
In den beiden Weltkriegen wurde mit Cannabis das Durchhaltevermögen der Soldaten gesteigert, aber auch dafür, sie ihre traumatischen Kriegserlebnisse vergessen zu lassen. Während Tabak sehr teuer war, war das Rauchen von Hanf bereits ab dem 19. Jahrhundert sehr verbreitet unter den Namen Kraut (Hanf), Knaster und Orient.
Weil Tabak aber zunehmend erschwinglicher wurde, verlor Hanf im Laufe der Zeit als Rauchware an Bedeutung und wurde vor allem von denjenigen geraucht, die sich den teuren Tabak nicht leisten konnte. Dafür soll Cannabis sich in der Oberschicht zunehmend ausgebreitet haben.
Cannabis in der Medizin erlebt sein Comeback
Seit 2017 kann Cannabis als Medikament verschrieben werden, weil die beiden Wirkstoffe CBD und THC als schmerzlindernd gelten. Jahrzehnte zuvor wurden Cannabis-Medikamente vor allem bei Spastikern und Menschen mit Multiple Sklerose angewandt.
Im Jahr 2017 wurde das Gesetz „Cannabis als Medizin“ erlassen, das Ärzten mehr Freiheiten in der Verschreibung gibt. Die Blüte darf nur in Ausnahmefällen verschrieben werden, gängig sind Tropfen, Öl, Kapseln und Mundspray. Sie werden vor allem für Patienten verschrieben, deren normale Schmerzmedikamente nicht mehr wirken.
Aber nicht bei allen Menschen wirken die Cannabinoide wie gewünscht. Besonders erfolgreich soll Cannabis bei Schmerzen im Nervensystem sein, bei Multipler Sklerose sowie Tumorerkrankungen. Auch in der Palliativmedizin wird Cannabis eingesetzt. Man kann also von einem Comeback sprechen.