Die Ärztekammer Schleswig-Holstein kritisiert den aktuellen Umgang mit medizinischem Cannabis. Besonders problematisch sei die einfache Verschreibung durch Online-Anbieter, die oft im Ausland sitzen. Dadurch wird Cannabis nicht nur zu medizinischen Zwecken genutzt, sondern auch für den Freizeitkonsum missbraucht.
Einfache Bestellung ohne Arztgespräch
Ein Selbstversuch von NDR Schleswig-Holstein zeigt, wie unkompliziert der Erwerb von medizinischem Cannabis über das Internet ist: Ein Rezept wurde ausgestellt, ohne dass ein Anamnesegespräch mit einem Arzt stattfand. Die Lieferung erfolgte problemlos.
Starker Anstieg der Cannabis-Verschreibungen
Seit der Legalisierung sind die Auswirkungen deutlich spürbar:
- Die Verschreibung von Cannabis-Produkten ist um 40 Prozent gestiegen (Daten: Zentrum für Integrative Psychiatrie am UKSH Lübeck).
- Der Import von medizinischem Cannabis hat sich innerhalb eines Jahres vervierfacht (Daten: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte).
- Allein im vierten Quartal 2024 wurden knapp 32 Tonnen nach Deutschland importiert.
Ärztekammer fordert strengere Regeln
Laut Suchtmedizinern des UKSH kann regelmäßiger Cannabis-Konsum bei einem Drittel der Menschen zu Abhängigkeit führen. Daher fordert die Ärztekammer Schleswig-Holstein eine Änderung der Verschreibungspraxis:
- Kein Online-Verkauf von Cannabis auf Rezept
- Verpflichtendes persönliches Arzt-Patienten-Gespräch vor der Verschreibung
- Werbeverbot für Cannabis-Produkte
- Sichere Abgabequellen für Konsumenten
Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, betont: „Cannabis muss aus sicheren Quellen kommen und darf nicht ohne eine ärztliche Untersuchung einfach online bestellt werden.“