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Mittwoch, April 30, 2025
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Orales Cannabis gegen chronische Rückenschmerzen?

Die Deutsche Schmerzmedizin-Tagung präsentiert ein vielversprechenden Cannabis-Vollextrakt

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) lädt seit 1989 regelmäßig zu den Deutschen Palliativ- und Schmerztagen ein. Auch in diesem Jahr fand die Veranstaltung in Frankfurt statt – vom 13. bis 15. März 2025. Ein besonderes Highlight war die Präsentation des deutschen Biopharmaunternehmens Vertanical, das seinen neuesten Kandidaten aus der Entwicklungspipeline vorstellte: VER-01.

Bei VER-01 handelt es sich um einen medizinischen Cannabis-Vollextrakt, der speziell für die orale Einnahme entwickelt wurde. Laut Hersteller enthält der Extrakt neben dem bekannten Tetrahydrocannabinol (THC) auch wertvolle Terpene wie Myrcen und β-Caryophyllen. Der CBD-Gehalt hingegen ist gering. Das Produkt wird in einer GMP-zertifizierten Produktionsstätte in Dänemark hergestellt und ist für Patienten mit chronischen Schmerzen bestimmt. Zwei klinische Phase-III-Studien zur Wirksamkeit bei chronischen Kreuzschmerzen wurden bereits erfolgreich abgeschlossen.

Cannabinoide als Alternative zu Opioiden

Chronische Schmerzen betreffen Millionen Menschen weltweit. In vielen Fällen werden Opioide verschrieben, die jedoch oft nur begrenzt helfen und erhebliche Nebenwirkungen sowie ein hohes Abhängigkeitspotenzial mit sich bringen. Laut Dr. Richard Ibrahim, Präsident der DGS, besteht daher ein dringender Bedarf an alternativen Schmerzmitteln.

Der von Vertanical entwickelte Cannabis-Vollextrakt bietet genau hier eine innovative Lösung. Prof. Dr. Matthias Karst präsentierte dazu erste Ergebnisse aus einer Phase-III-Studie mit 820 Patienten, die aktuell im Fachjournal „Lancet“ zur Veröffentlichung eingereicht ist. Besonders erfreulich: Patienten, die den Extrakt einnahmen, berichteten nicht nur von einer deutlichen Schmerzreduktion, sondern auch von einer verbesserten Schlafqualität und gesteigerter physischer Leistungsfähigkeit. Diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität der Betroffenen.

Ein weiterer Pluspunkt: Der THC-haltige Extrakt wurde sehr gut vertragen. Laut Prof. Karst gab es keine Anzeichen für eine Dosiseskalation, was darauf hindeutet, dass weder eine Toleranzentwicklung noch eine Abhängigkeit zu befürchten sind.

Wer profitiert am meisten von der neuen Cannabis-Therapie?

Laut Dr. Philipp Müller-Schwefe, einem der beteiligten Studienärzte, profitieren insbesondere drei Patientengruppen besonders von dem neuen Arzneimittelkandidaten:

  1. Patienten mit neuropathischen Schmerzen
  2. Berufstätige, die Opioide vermeiden möchten
  3. Langzeit-Patienten mit chronifizierten Kreuzschmerzen

Ein weiterer Vorteil aus medizinischer Sicht: Der Cannabinoid-Extrakt wird als verschreibungsfähiges Medikament zugelassen, wodurch er für Ärzte und Patienten rechtssicher und unbürokratisch verfügbar wird. Allerdings schlägt das Medikament nicht bei jedem an: In der Studie lag die Drop-out-Rate bei 17%.

Wie geht es weiter?

Für die Indikation chronische Kreuzschmerzen sind bereits Zulassungsanträge in Deutschland und Österreich eingereicht. Die Zulassung wird im Juli 2025 erwartet. Der künftige Handelsname des Produkts: Exilby.

Doch die Pläne von Unternehmensgründer Dr. Clemens Fischer gehen weit darüber hinaus. Nach der Zulassung in Deutschland und Österreich soll eine europäische Marktzulassung über das Mutual Recognition Procedure (MRP) erfolgen. Diese könnte bereits 2025/2026 erfolgen. Gleichzeitig läuft eine weitere Phase-III-Studie in den USA für die Indikation chronische Kreuzschmerzen. Auch für neuropathische Schmerzen sind weitere Studien in Planung. Falls diese positive Ergebnisse liefern, wird das Unternehmen eine Zulassungserweiterung anstreben.

Fazit: Cannabis auf Rezept als Gamechanger?

Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich: Cannabis in der Schmerztherapie ist auf dem Vormarsch. Sollte der Cannabis-Vollextrakt Exilby die erwarteten Zulassungen erhalten, könnte er für viele chronische Schmerzpatienten eine sichere und wirksame Alternative zu Opioiden darstellen. Die kommenden Monate bleiben spannend – die Zukunft der Schmerzmedizin könnte grün sein!

Benjamin
Benjamin
Benjamin beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Cannabis in all seinen Facetten. Die aktuellen Entwicklungen zur Entkriminalisierung beobachtet er mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung. Dabei ist es ihm wichtig, das Thema aus einer neutralen Perspektive zu betrachten – ohne es zu verteufeln oder unkritisch gutzuheißen. Er strebt danach, einen allumfassenden Blick auf die verschiedenen Aspekte des Themas zu werfen und unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten.

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