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Freitag, März 21, 2025
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Hannover startet Modellprojekt zur kontrollierten Cannabis-Abgabe

Die Stadt Hannover wird 2025 eines der ersten Modellprojekte zur kontrollierten Abgabe von Cannabis in Deutschland starten. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Auswirkungen einer regulierten Cannabis-Abgabe zu gewinnen.

Das Vorhaben erfolgt in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie der Frankfurt University of Applied Sciences und wird von der Sanity Group unterstützt, einem Unternehmen, das sich auf Cannabis-Produkte spezialisiert hat.

Mit diesem Modellprojekt will Hannover nicht nur den illegalen Schwarzmarkt eindämmen, sondern auch Verbraucher schützen, die Qualität kontrollieren und gesundheitliche Risiken minimieren. Zudem soll untersucht werden, wie sich eine kontrollierte Abgabe auf das Konsumverhalten auswirkt und ob sie möglicherweise gesundheitliche Schäden reduzieren kann.

Wissenschaftliche Begleitung und Untersuchungsmethoden

Eine zentrale Rolle in dem Projekt spielt die wissenschaftliche Begleitung durch die MHH und die Frankfurter Hochschule. Die Forscher werden untersuchen, wie sich die kontrollierte Abgabe auf die Gesundheit und das Konsumverhalten der Teilnehmer auswirkt. Geplant ist eine Studie mit rund 4.000 Personen, die ihren Wohnsitz in Hannover haben. Diese Teilnehmer dürfen während der Projektdauer Cannabis in bis zu drei lizenzierten Verkaufsstellen erwerben.

Neben der Gruppe der Cannabis-Konsumenten wird es auch eine Kontrollgruppe geben, die keinen Zugang zu den lizenzierten Verkaufsstellen hat. Durch den Vergleich dieser beiden Gruppen sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, ob eine legale und regulierte Abgabe zu einer Veränderung des Konsumverhaltens führt – beispielsweise, ob es zu einem Rückgang des Schwarzmarktes oder einer besseren gesundheitlichen Aufklärung kommt.

Schutzmaßnahmen und Präventionskonzepte

Ein zentrales Anliegen des Projekts ist der Schutz der Konsumenten und insbesondere von Jugendlichen. Daher wird der Zugang zu den Verkaufsstellen strikt reguliert:

  • Digitale Kontrollsysteme sollen sicherstellen, dass Teilnehmer nur eine bestimmte Menge Cannabis innerhalb eines festgelegten Zeitraums erwerben können.
  • Verkaufsstellenmitarbeiter werden speziell geschult, um nicht nur den Verkauf zu überwachen, sondern auch beratend tätig zu sein.
  • Begleitende Präventionsmaßnahmen sollen das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Konsum stärken und über mögliche Risiken aufklären.

Durch diese Maßnahmen will die Stadt Hannover verhindern, dass es zu einem erhöhten oder unkontrollierten Konsum kommt.

Rechtliche und politische Rahmenbedingungen

Das Modellprojekt in Hannover ist Teil einer bundesweiten Strategie zur Neuausrichtung der deutschen Drogenpolitik. Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag eine schrittweise Legalisierung von Cannabis angekündigt und verfolgt derzeit eine zweistufige Umsetzung:

  1. Die teilweise Entkriminalisierung, die es Erwachsenen erlaubt, eine begrenzte Menge Cannabis für den Eigengebrauch zu besitzen.
  2. Modellprojekte in verschiedenen Städten, die untersuchen sollen, wie eine regulierte Abgabe praktisch umgesetzt werden kann.

Das Vorhaben der Stadt Hannover benötigt eine Genehmigung durch die Bundesbehörden, da das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) weiterhin den allgemeinen Handel mit Cannabis verbietet. Die Stadt erwartet jedoch, dass sie 2025 mit der Umsetzung beginnen kann.

Mögliche Auswirkungen und Zukunftsperspektiven

Sollte das Modellprojekt erfolgreich verlaufen, könnten die gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen, die bundesweite Cannabis-Politik langfristig zu gestalten. Befürworter der Legalisierung sehen in dem Projekt eine Möglichkeit, den Cannabiskonsum aus der Illegalität zu holen und gleichzeitig bessere Kontroll- und Schutzmechanismen einzuführen. Kritiker hingegen befürchten, dass eine legale Abgabe den Konsum insgesamt ansteigen lassen könnte.

Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Ergebnisse das Modellprojekt liefert und ob es als Vorbild für eine weitergehende Legalisierung von Cannabis in Deutschland dienen kann.

Weiterführende Informationen:

Offizielle Mitteilung der Stadt Hannover: Hannover.de
Pressemitteilung der MHH: MHH
Bericht des NDR: NDR

Benjamin
Benjamin
Benjamin beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Cannabis in all seinen Facetten. Die aktuellen Entwicklungen zur Entkriminalisierung beobachtet er mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung. Dabei ist es ihm wichtig, das Thema aus einer neutralen Perspektive zu betrachten – ohne es zu verteufeln oder unkritisch gutzuheißen. Er strebt danach, einen allumfassenden Blick auf die verschiedenen Aspekte des Themas zu werfen und unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten.

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