In wenigen Tagen wird gewählt, und die Diskussion um Medizinisches Cannabis nimmt an Fahrt auf. Während einige Stimmen den Markt bremsen wollen, sehen andere eine große Chance für Wachstum und Innovation.
Jüngst haben sich die Apothekervereinigung ABDA, mehrere Apothekerkammern und der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) kritisch zu Themen wie Telemedizin und der großen Auswahl an Blütensorten geäußert. Sogar eine pharmazeutische Gesellschaft fordert, Cannabisblüten ganz aus der medizinischen Versorgung zu streichen.
Doch jetzt melden sich auch die Profiteure der neuen Gesetzeslage zu Wort. Ein Zusammenschluss aus 20 Unternehmen – darunter Telemedizin-Anbieter, Importeure, Distributoren und Apotheken – hat Forderungen aufgestellt, die die Verfügbarkeit von Cannabis weiter erleichtern sollen.
Die ewige Debatte: Wer ist ein „echter“ Patient?
Ein altbekanntes Thema in der Cannabis-Debatte ist die Frage, wer wirklich aus medizinischen Gründen konsumiert und wer nur eine rechtliche Grauzone für Freizeitkonsum nutzt. In der Praxis nutzen viele Menschen Cannabis gegen Schlafstörungen, Schmerzen oder Stress – aber es gibt auch eine große Zahl von Selbstzahlern, die den Schwarzmarkt umgehen wollen.
Statt weiter die „leidenden Patienten“ in den Vordergrund zu stellen, könnte die Branche offen ansprechen, dass der legale Markt dazu beiträgt, den illegalen Handel auszutrocknen. Viele Nutzer kaufen lieber in der Apotheke als auf der Straße – ganz unabhängig davon, ob sie nun eine „klassische“ Erkrankung haben oder nicht.
Telemedizin: Fluch oder Segen?
Ein großer Streitpunkt ist die Telemedizin. Kritiker sehen sie als zu locker und bemängeln, dass viele junge Männer sich auf diesem Weg schnell ein Rezept holen, ohne je eine Praxis zu betreten. Befürworter hingegen argumentieren, dass Online-Konsultationen niedrigschwellig sind und mehr Menschen einen sicheren Zugang zu Cannabis ermöglichen.
Parallel dazu zeigt das Marketing vieler Cannabis-Unternehmen, dass sich die Branche zunehmend in Richtung Lifestyle bewegt: Streetstyle, Hip-Hop, Wellness, Selfcare. Cannabis wird nicht nur als Medizin gesehen, sondern als Teil eines modernen Lebensstils.
Eine Frage des Geschäftsmodells
In Deutschland gibt es noch keine Fachgeschäfte für Cannabis. Bis diese kommen, bleibt der medizinische Markt eine Art „Säule 2 Light“ – ein halb-offizieller Weg zur Entkriminalisierung. Konservative Politiker tun sich schwer mit Cannabis-Shops oder Social Clubs, während die medizinische Nutzung leichter akzeptiert wird. Vielleicht ist der aktuelle Weg also eine sinnvolle Zwischenlösung.
Einfluss durch Wirtschaftskraft
Egal ob man für oder gegen die aktuelle Entwicklung ist – eins ist klar: Die Cannabis-Wirtschaft wächst. Damit entsteht nicht nur eine neue Branche mit vielen Arbeitsplätzen, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit steigenden Steuereinnahmen.
Zwei Zahlen könnten helfen, der Politik die Bedeutung der Branche klarzumachen:
- Die Gesamtzahl der Angestellten in den unterzeichnenden Unternehmen
- Der Jahresumsatz der Branche, der mittlerweile in die Hunderte Millionen Euro geht
Nach jahrelanger Aktivistenarbeit beginnt sich der Markt nun wirtschaftlich zu etablieren. Und wo Geld ist, kommt auch Einfluss. Hoffentlich in die richtige Richtung.
Pro & Contra: Was bringt der medizinische Markt?
Der medizinische Cannabismarkt bietet viele Vorteile. Durch staatlich regulierte Apotheken wird sichergestellt, dass Patienten Zugang zu sauberem und kontrolliertem Cannabis haben, was sowohl die Qualität als auch die Sicherheit erhöht.
Zudem trägt der legale Markt zur Reduzierung des Schwarzmarktes bei, da immer mehr Konsumenten sich für den legalen Weg entscheiden, anstatt auf unsichere und illegale Quellen zurückzugreifen. Für Patienten bringt dies nicht nur eine rechtliche Absicherung, sondern oft auch günstigere Preise, da regulierte Produkte langfristig erschwinglicher werden könnten.
Zusätzlich fördert der wachsende Markt Investitionen in Forschung und Innovation, wodurch neue Medikamente und Anwendungsmöglichkeiten entstehen können. Allerdings gibt es auch Herausforderungen. Einige Sorten könnten für Patienten möglicherweise nicht mehr verfügbar sein, da der Markt sich stärker an wirtschaftlichen Faktoren orientiert.
Dies könnte zu einer begrenzten Auswahl und damit zu Nachteilen für Patienten führen, die auf spezifische Sorten angewiesen sind. Trotz dieser möglichen Einschränkungen bleibt die Entwicklung des medizinischen Cannabismarktes ein bedeutender Schritt hin zu einer legalen und sicheren Versorgung.
Es bleibt spannend, wie sich diese Initiative weiterentwickelt und welchen Einfluss sie auf die politische Diskussion hat. Wird sie die Wahrnehmung von Cannabis weiter in Richtung Lifestyle verschieben oder bleibt der medizinische Fokus erhalten?
Die Forderungen der Initiative können hier nachgelesen werden.